Wat
Arun (Thai วัด อรุณ, Tempel
der Morgenröte, auch Wat Dschaeng) ist ein buddhistischer Tempel (Wat)
in Bangkoks Ortsteil Bangkok Yai am westlichen Ufer des Chao
Phraya-Flusses. Der vollständige Name des Tempels lautet Wat Arun
Ratchawararam Ratchaworamahaviharn.
Historisches
Der
Tempel wurde während der Ayutthaya-Periode errichtet und hieß
ursprünglich Wat Makok (Oliven-Tempel). Als nach dem Fall Ayutthayas
Thonburi die Hauptstadt des neuen siamesischen Reiches wurde, baute
König Taksin im Jahre 1768 seinen Palast auf dem Gebiet des alten Fort
Wichayen, welches bereits seit Anfang des 16. Jahrhunderts den Eingang
per Schiff zum siamesischen Reich bewacht. In das Palastgelände
eingeschlossen wurden zwei Tempel, Wat Makok und Wat Tai Talad (heute
Wat Moli Lokayaram). In beiden Tempel durften sodann keine Mönche mehr
leben, wie es heute auch im Wat Phra Kaeo der Fall ist, der auf dem
Gelände des Grand Palace liegt. Der König änderte dabei den Namen von
Wat Makok in Wat Dschaeng. Als Chao Phraya Chakri, der spätere König Phra
Puttha Yotfa Chulalok (Rama I.) den Smaragd-Buddha, den er in
Vientiane erbeutet hatte, in einer feierlichen Prozession in die
Hauptstadt brachte, bekam die heilige Buddha-Statue im Tempel des
Königs, im Wat Dschaeng seine vorläufige Unterkunft.
Nach
dem Sturz von Taksin dem Großen baute König Rama I. dem Smaragd-Buddha
einen neuen Tempel auf dem gegenüber liegenden Flussufer, wohin er 1784
umzog. Anschließend reduzierte er das Palastgelände und lud neue Mönche
ein, in die verwaisten Tempel einzuziehen. Während der Regierungszeit
von König Rama I. restaurierte der Kronprinz – der zukünftige Rama II.
– den Tempel Wat Dschaeng, indem er den damals nur 16m hohen Prang auf
die heutige Größe erhöhte, wie es einer grandiosen „Hauptstadt der
Engel“ würdig ist. Als König Rama II. gab er dem Tempel den Namen Wat
Arunratchatharam. Leider wurden die Umbauarbeiten erst unter König Rama
III. beendet. König Rama IV. gab ihm den heutigen Namen Wat
Arunratchawararam.
Der
Phra Racha Wang Derm, der „ursprüngliche Palast“ von König Taksin, wie
er heute noch heißt, ist restauriert worden. Er liegt direkt südlich
des Wat Arun auf dem Gelände der thailändischen Marine, wie auch die
Überreste vom Wichayen Fort, welches später umbenannt wurde in
Wichaiprasit Fort. Die alten Befestigungen des Forts sind heute noch
vom Fluss aus an der Mündung von Klong Bangkok Yai zu sehen. Der
direkte Zutritt ist für die Öffentlichkeit nicht mehr möglich.
Gebäude
Der
zentrale Prang
Den
Mittelpunkt vom Wat Arun bildet Phra Prang, wie der
zentrale Prang ehrfurchtsvoll genannt wird. Vier steile Treppen an den
vier Seiten verbinden insgesamt vier Ebenen, auf denen der Phra Prang
umrundet werden kann. Auf der untersten Ebene befinden sich an den vier
Ecken des quadratischen Grundrisses vier kleinere Prang. Sie sind dem
Windgott Phra Phai gewidmet, dessen Statue auf einem weißen Pferd
sitzend aus kleinen Alkoven in alle vier Himmelsrichtungen blickt. Die
Treppenaufgänge sind jeweils von übergroßen Steinstatuen chinesischer
Krieger flankiert. Die zweite Ebene wird von Dämonen (Yakshas) als
Karyatiden getragen. Hier befinden sich an den vier Seiten vier
portalartige Mondop, in denen wichtige Stationen im Leben des Buddha
abgebildet sind wie z.B. seine Geburt und die Erleuchtung. Zwischen
diesen Ebenen sind kleine Nischen eingerichtet, in den Kinnara- und
Kinnari-Figuren (mythologische Wesen - halb Mensch, halb Vogel,
Bewohner des Himaphan-Waldes an den Hängen des Berges Meru) abgebildet
sind. Die dritte Ebene wird von Affen getragen, Charakteren aus dem
Ramakien-Epos. Auch hier gibt es Nischen mit Kinnari-Figuren. Die
vierte und oberste Ebene schließlich wird von Devatas, himmlischen
Wesen, getragen. Über den Treppen befinden sich auf allen vier Seiten
kleine Alkoven mit Statuen des Hindu-Gottes Indra, dem Herrscher des
Tavatimsa-Himmels. Er reitet auf seinem traditionellen Reittier, dem
dreiköpfigen Elefanten Erawan. Die Spitze des Turms wird von Figuren
des Gottes Vishnu getragen, der auf dem mystischen Vogel Garuda reitet.
Auf der Spitze des Turms ist - wie traditionell für einen Prang üblich
- ein Vajra angebracht, die „Waffe Indras“, die wiederum von einer
goldenen Krone gekrönt wird, die ursprünglich für eine Buddha-Statue
vorgesehen war. König Rama III. jedoch ordnete an, dass bei der
Einweihung der Vergrößerung des Phra Prang diese Krone zuoberst gesetzt
werden solle.
Die
Höhe des Prang wird in unterschiedlichen Quellen mit 66 oder 67 m,
80 m bis 86 m angegeben. Der Umfang bemisst sich auf
234 m.
Der
gesamte Komplex ist mit einem Mosaik aus buntem chinesischen Porzellan
und Muscheln überzogen, insgesamt etwa eine Million Teile, die sich zu
Blumenmustern arrangieren.
Die
kleinen Viharns
Direkt
östlich des Phra Prang liegen zwei kleinere Gebäude, der Viharn Noi
(„kleiner Viharn“) und der Bot Noi („kleiner Ubosot“). Beide sind durch
einen kleinen Torbogen miteinander verbunden, der den Eingang für die
Touristen zur Hauptsehenswürdigkeit darstellt. Die beiden Gebäude
stammen noch aus der Ayutthaya-Zeit. Das nördliche Gebäude ist der Bot
Noi. Er war der ursprüngliche Ubosot des Tempels, in dem König Taksin
seine Mönchszeit verbrachte. Hier befindet sich noch die königliche
Couch, die aus einem einzigen Teakholz-Stamm gefertigt wurde. Im Viharn
Noi steht die sog. Chulamani-Pagode, eine Metall-Chedi, an deren vier
Ecken die „Wächter der vier Himmelsrichtungen“ böse Einflüsse aus allen
Richtungen abwehren.
Der
Torbogen mit Krone
Nördlich
des Phra Prang befindet sich das Eingangsportal zum Ubosot, welches aus
einem barocken, mit einer Krone (Mongkut) gedeckten Einlasspforte
besteht. Sie ist mit farbiger Keramik und Stuck verziert und von zwei
Zellen flankiert, in denen Statuen von zwei Männern stehen, Nai Ruang
und Nai Nok, die im Ruf besonderer Frömmigkeit standen. Vor dem Portal
befinden sich zwei riesige mit Fayencen überkleidete Wächterstatuen
(„Yakshas“). Sie entsprechen den Statuen, die im Wat Phra Kaeo die
Eingänge bewachen. Die Figuren stammen aus dem Ramakien, der
thailändischen Version des großen indischen Epos Ramayana. Der Weiße
heißt „Sahassa Deja“ und der Grüne wird „Thosakan“ (der Ravana aus dem
Ramayana) genannt.
Die
Ordinationshalle
Die
Ordinationshalle (Ubosot) ist von einem Wandelgang (Phra Rabieng, auch
Phra Viharn Khot genannt) umgeben. Er wurde in der Regierungszeit von
König Rama II. aus Ziegelsteinen gebaut, das Dach ist mit grünen und
orangefarbenen Keramik-Kacheln gedeckt. In der Galerie sitzen Reihen
von Buddha-Statuen vor bemalten Wänden, alle in der Haltung
„Unterwerfung des Mara“. Vor den Eingängen zum Innenhof stehen Paare
von Elefanten aus Bronze. Im marmor-gefliesten Innenhof stehen
zahlreiche Stein-Skulpturen von Kriegern und Edelfrauen, Weisen und
Singhas (mythologische Löwen) sowie Kindern mit Haustieren chinesischen
Ursprungs. Sie wurden vor über 100 Jahren als Ballast in den
Handelsschiffen von China nach Siam gebracht.
Die
Ordinationshalle steht symmetrisch mitten im Innenhof. Sie wurde zur
Regierungszeit von König Rama II. aus gemauerten Ziegeln im Stil der
Ayutthaya-Periode erbaut. Das Dach ist mit orangefarbenen und grünen
Keramik-Kacheln gedeckt. Es wird von weißen, achteckigen Säulen mit
vergoldeten Lotus-Kapitellen getragen. Zwischen den beiden östlichen
und den westlichen Eingängen des Ubosot ist Phra Phuttharup Narumit,
eine stehende Buddha-Statue in „königlichem Ornat“ in einem eigenen
Alkoven dargestellt. Die Innenwände der Ordinationshalle sind mit
Wandmalereien bemalt, die Geschichten aus den letzten zehn Leben des
Buddha („Jataka“) darstellen. Die Originale wurden leider in der
Regierungszeit von König Rama V. durch ein Feuer zerstört, sie wurden
aber im Auftrag des Königs erneuert.
Die
Haupt-Buddha-Statue im Ubosot ist in der Handhaltung „Unterwerfung des
Mara“ dargestellt. Der Legende nach soll König Rama II. sie eigenhändig
modelliert haben. Er hat sie „Phra Buddha Dhammamitsara
Ratchalokathatdilok“ genannt. In ihrem Sockel wird die Asche des Königs
aufbewahrt.
Sala
Tha Nam
Östlich
des Phra Prang am Fluss stehen sechs Pavillons (Sala) im chinesischen
Stil, welcher auf Thai Kaeng Dschiin („Chinesischer Schrein“) genannt
wird. Die Pavillons sind aus grünem Granit und haben Landungsbrücken
zum Fluss hin.
Der
Viharn
„Hinter“,
also westlich des Phra Prang und südlich der Ordinationshalle befindet
sich ein Viharn, der im Stil der Thonburi-Periode errichtet wurde. Die
Außenwände sind mit farbigen Kacheln, das Dach ebenfalls mit grünen und
orangefarbenen Keramik-Kacheln bedeckt. Im Innern befindet sich eine
Buddha-Statue aus vergoldetem Kupfer aus der Regierungszeit von König
Rama III., in dessen Brust im September 1953 angeblich eine Reliquie
des Buddha gefunden wurde. Die Statue sitzt in der Haltung
„Unterwerfung des Mara“, und hat eine Spannweite von 3 m von Knie
zu Knie. Sie hat den wohl längsten Namen einer Buddha-Statue in
Thailand: Phra Phutta Champoonut Mahaburudlakkana Asitayanooborapit.
Eine weitere, kleinere Bronze-Statue mit Namen Phra Arun, auch Phra
Dschaeng genannt, wurde im Jahre 1858 aus Vientiane hierher gebracht.
Es
war ebenfalls dieser Viharn, in dem für fünf Jahre der Smaragd-Buddha
untergebracht war, der im Jahre 1779 in Vientiane erbeutet wurde. König
Rama I. ließ für ihn am gegenüberliegenden Ufer den Wat Phra Kaeo
bauen, wohin er am 22. März 1784 gebracht wurde.
Der
Mondop
Zwischen
dem Viharn und dem Wandelgang der Ordinationshalle befindet sich ein
luftiger Mondop. Seine weißen Aussenwände sind mit einem Blumenmuster
bedeckt. Im Innern befindet sich ein Fußabdruck des Buddha (Phra Bat).
Nördlich des Mondop stehen zwei dreistöckige Glockentürme symmetrisch
zum Viharn.
-
Der
zentrale Prang spiegelt den Aufbau des Kosmos gemäß der indisch
beeinflussten Kosmologie Thailands wieder: aus der Mitte des Weltmeeres
erhebt sich der Weltenberg Meru, durch den großen Prang symbolisiert.
Auf der Sitze des Berges Meru hat der Hindu-Gott Indra seinen Palast.
Der Gott ist auf seinem Reittier, dem Elefanten Erawan ganz oben am
Prang in alle vier Himmelsrichtungen blickend dargestellt. Den Berg
umgeben die vier Kontinente (die vier kleineren Prangs). Die kleineren
Prangs sind Phra Phai gewidmet, der Forscher Henry Alabaster
nimmt an, dass dieser mit dem vedischen Vayu, dem Gott der Winde,
identisch ist.
-
Die
Chulamani-Pagode entstand der Legende nach, als
Siddartha Gautama den Weg in die Hauslosigkeit wählte und dazu als
erstes mit seinem Schwert seine langen Haare abschnitt. Der Gott Sakka
(Indra), der König der Götter, hatte schnell einen goldenen Korb zur
Hand, mit dem er das Haar auffing. Im Tavatimsa-Himmel erschuf er
sodann eine Pagode (Chedi), in der er die Haare als die erste Reliquie
des Buddha einschloss. Er nannte diese Chedi die Chulamani-Chedi,
welches „Schrein des Diadems“ bedeutet.